Wien 14.3.2018 Icarus

Gefährliche Verquickung von Sport und Politik
IKARUS ist ein preisegewinnender Film, der ganz aktuell ist und den ich sehr empfehle.
Obwohl ich mich nicht für Sport interessiere habe ich ihn mir auf Netflix angesehen. Er hat mich sehr berührt und die Aktualität mit den Wahlen in Russland motiviert mich diesen Text zu schreiben.
Story: Der Amateurradrennfahrer und Filmemacher Bryan Fogel will herausfinden wie die Doping Kontrollen umgangen werden können. Der sieben Tour-de-France-Sieger Lance Armstrong war nach längeren Leugnen 2013 mit Doping aufgeflogen. Im Film begleiten wir Fogel wie er Berater für die Dopingeinnahmen sucht. Er findet Grigory Rodchenkov den Leiter des russischen Anti-Doping Center. Ja, ANTI Doping. Spannend wird es, weil die Interessen von Rodchenkov zu Beginn nicht erkennbar sind. Auch nicht für Brian Fogel, den ich sympathisch, authentisch und engagiert erlebe.  Wir sehen Fogel zu wie er täglich Testosteron spritz und Urin sammelt. Denn so - begreifen wir schließlich - wird die Doping Kontrolle ausgetrickst, mit altem, dopingfreien Urin. Und auch das Vorhaben von Rodchenkov entschleiert sich. Er will die jahrelange, von staatlicher Seite und direkt von Putin angeordneten, organisierten Dopingverbrechen, teils an ganz jungen Sportler*innen, auffliegen lassen. Jahrelang waren es 1000 Sportler*innen die verordnet gedopt wurden.  Das hatte zum 30 fachen Goldmedaillien Sieg Russlands in London geführt.
Fogel bereitet sich auf das 7 Tages- Rennen in Frankreich vor und sein Urin wird pulverisiert nach Europa geschmuggelt. Fogel nimmt am Rennen teil und sein Doping wird nicht entdeckt. Zwischenzeitlich wird  Rodchenkovs Situation in Russland prekärer. Seine Doppelstrategie ist durchgesickert. Er fühlt sich seines Lebens bedroh. Von einer Minute auf die andere flieht er nach New York. Er hat das jahrelange Doping genau dokumentiert und gibt der New York Times ein Exklusivinterview. Die Anschuldigungen Rodchenkovs werden untersucht und für wahr befunden. 
Das ist Anlass den Ausschluss der russischen Sportler von den nächsten Olympischen Spielen in Rio de Janeiro anzukündigen. Aber die Zuschauer*innen ahnen es schon. Nicht in dieser Welt!
Der Einsatz von Rodchenkov, seine Flucht, Verlust seiner Familie, seiner Finanzen, Bedrohung seines Lebens hat nicht, jedenfalls noch nicht, zu einem gerechten Ergebnis geführt. Ein paar Tage vor den olympischen Spielen ist der Ausschluss wieder aufgehoben und die Spieler*innen zu den ehrlichen, nicht von Politik beeinträchtigten Spielen (Aussagen von russischen Politiker und dem amerikanischen Präsidenten des Olympischen Komitees) zugelassen worden.
Die wirkliche Motivation, glaube ich, dass Rodchenkov sein Leben riskiert hat ist, dass er sich vorwirft, bei dem Treiben des Dopings mitgemacht zu haben. Er schätzt ein, wenn Russland nicht 30 Goldmedaillien erschlichen hätte und das Prestige damit von Russland erhöht hätte, wäre Putin nicht in der Lage gewesen den Krieg gegen die Ukraine zu beginnen.
Deshalb- schaut euch den Film an!!! Außerdem gewann er 2017 den Oskar für den besten Dokumentarfilm. 

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Hermine Brzobohaty-Theuer | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Adresse: 1030 Wien, Stanislausgasse 4/9 | Tel.: +43 676 47 49 112

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