Wien 15.9.2022 Teezeremonie

Der Herbst ist da und meine Teezeremonie. Sie schaut folgend aus.
Ich hatte mir eine kleine Thermoskanne, die rosametallic schimmert gekauft. Sie hält sehr gut warm. Nach dem Ayurvedischen Prinzip soll Wassern nicht kalt getrunken werden, sondern 15 Min gekocht und lauwarm getrunken werden.
Ich gebe Ingwer klein geschnitten dazu. Dann Zitronen- oder Limettensaft und Honig.Wenn ich dann am Schreibtisch sitze, schreibend oder lesend, steht die Thermoskanne neben mir und ich schenke mir von Zeit zu Zeit etwas ein. Der Tee ist heiß und süß-sauer gschmackig. Das „Heferl“ ist dabei auch wichtig. Zurzeit habe ich einen Keramikbecher hervorgekramt, den ich vor 20 Jahren von einer Reise in die USA mitgebracht hatte. Ich hatte von New Mexico dem Cuyamungue Institut aus eine Rundreise durch den Süd-Westen gemacht. Im Museum für Northern Amerika in Flagstaff war wundervolle Keramikkunst ausgestellt. Die schwarz auf weißen Grund gemalte Keramik der Acoma, mit ihren feinen Mustern hatte mich besonders erstaunt. Wie kann das mit der Hand so fein gemalt werden?  Als ich dann In Acoma, auch Sky City genannt, an einer Führung mitmachte war auch Keramik zu sehen und am Ende hatte ich diesen Becher mit Signierung von K. Tonivia Acoma N.M. erstanden. Freue mich noch jetzt daran.

Wien 8.9. 2022 Flmserie Betty Broderick

Warum ich diese Filmserie ausgewählt habe? Wahrscheinlich hat mich an der Kurzbeschreibung etwas interessiert. Sie beginnt Ende der 60er Jahre und endet 1989. In dieser Zeit lernen sich Betty und Dan kennen. (Der Film basiert auf wahren Begebenheiten ist aber manchmal übertrieben und fiktionalisiert.) In dieser Zeit hatte ich den zukünftigen Partner und späteren Vater meiner zwei Kinder kennengelernt.

Das optische Bild, die Kleidung, die Frisuren, das Ambiente bildet die Zeit ab und die Geschlechter-verhältnisse stehen im Mittelpunkt. Beide sind klug, lerne sich auf der Uni kennen. Dan macht Betty einen Antrag, den sie freudig annimmt. Doch schon in den Flitterwochen zeigt sich der Zuschauer_in der selbstverständliche Egoismus von Dan in einer bezeichnenden Szene. Er bestellt den Zimmerdienst ab um mit Betty ungestört Sex haben zu können. Auf ihren Hinweis, dass er doch nicht in einem ungemachten Bett liegen wolle, meint er ganz kühl und überzeugt: „Nein, denn das würde du ja machen.“ Und so geht es stetig weiter. Warum kann sich die/der Zuschauer_in fragen? Weil sie denkt, dass sie ihn liebt und ihr Einsatz für sie beide wäre, die Opfer, die Anstrengungen, die kleinen Demütigungen hinnehmen. Sie wird schwanger und bis zum Schluss ihrer Lehrtätigkeit versucht sie, um Arbeiten zu können, dies zu verbergen. Denn sie erhält die kleine Familie, da Dan wieder studiert. Jus. Seine Tätigkeit als Arzt war ihm zu anstrengend und verspricht sich als Anwalt eine vielversprechendere Karriere. Die Familie wächst schnell an, auf zwei Mädchen und zwei Buben. Auch der Wohlstand. Ein Haus wird gekauft. Dan ist kaum zu Hause. Abends mehr in Clubs. Betty ist für Haushalt und vier Kinder zuständig. Für Dans eigene neue Kanzlei scheut sie sich nicht vor einem enormen Kredit, um der Kanzlei, auch durch ihren Geschmack ein modernes, erfolgreiches Image zu verpassen.
Der Zuschauer_in wird Einblick gewährt, dass Dan dies keineswegs in der Öffentlichkeit, im Kollegenkreis erwähnt.
Er hält Betty klein, untergräbt Ihr Selbstbewusstsein, obwohl sie ihm bei Prüfungen hilft und in Fragen bezüglich seiner Arbeit supervidiert. Sie ist ihm ebenbürtig und steht trotzdem immer wieder zurück und verzichtet. Mit der Zeit wird sie immer isolierter. Ihre Eltern ziehen sich zurück, wollen sich nicht einmischen, wie die nicht wirklichen Freundinnen, bis auf zwei, die ehrlich zu ihr sind.
Wir bekommen Einblick, wie Dan sich hinterhältig schlau macht, wie ein Mann eine Scheidung einleitet und dabei finanziell am besten davonkommt. Er macht das raffiniert. Setzt Betty in ein furchtbares Haus, dass sie zum Abbruch gekauft hatten. Provoziert sie mit Unzuverlässigkeit, Ausreden, lässt sie alleine. Sie nimmt es hin. Bis sie merkt, dass es da eine Frau gibt. Die Schöne von der Rezeption, die bald die persönliche Sekretärin wird, und noch mehr.

Da ist der Punkt erreicht, dass Fass ist voll. Sie kippt in Aggressionen, die Dan gegen sie auszunützen weiß – klar als Anwalt. Als es zu einer Gerichtverhandlung kommt, weil er die Kinder ihr entzieht, erklärt ein Sachverständiger, was in dieser Ehe passiert. Er erklärt sehr verständlich die Dynamik des „Gaslightings“. Hier wir in einer Beziehung, meist durch den Mann die Frau seelisch beschädigt. Sie wird als unkompetent, moralisch schwach dargestellt, ihr unsympathische Eigenschaften bei anderen unterschoben, wie neidisch und geldsüchtig zu sein um sie zu isolieren.
Als Dan Betty die Kinder wegnimmt, hat sie nichts mehr. Ihre Aufgabe fällt weg, sie hat Depressionen, kann nicht arbeiten. Er entzieht ihr Geld, weil es ja seines ist und sein Haus. Ihre Wut steigt immer mehr. Auch darin zeigt sich ihre Stärke, im nicht aufgeben. Achtung Spoiler, falls wer den Film sehen will.
(Am Schluss fällen 5 Schüsse und es gibt zwei Tote. Sie wird zu Todschlag, nicht zu Mord verurteil).

Diese Geschichte berührt mich. Schon durch die Zeit, die Optik, die doppelte Moral, das Mannerbündlerische, die Rollen in die Frauen hineingezwängt werden um sie ihnen dann vorzuwerfen. Das Ausgetauscht werden durch ein jüngeres Modell. Das viel zu lange Hinnehmen der Beschädigungen. Das Verurteilen, wenn Frau sich wehrt und ihr Recht nehmen will und dabei nicht oder mehr schlecht als recht unterstützt wird (Serie bei Netflix).

Wie war ich froh und dankbar, als ich Unterstützer_innen gefunden hatte, Gleichgesinnte, die mich verstanden, die auch ähnliches erlebt hatten. Die mir materiell und seelisch unter die Arme griffen, die sinnvolle Ratschläge und Hinweise hatten. So gelang mir das Einleben mit meinen Kindern in ein neues Leben, mit neuer Umgebung, neuen Beziehungen und tragender Sinngebung. 1989 war ich mit meiner Ausbildung fertig und hatte mir eine Praxis mit Kolleg_innen aufgebaut, anders als Betty.

WV 1.9.2022 Leseempfehlung

"Hundepark" von Sofi Oksanen
Das ist der zweite Roman von Sofi Oksanen, den ich lese. Auch dieser Text geht „unter die Haut“. Orte der Handlung sind die Ukraine und Finnland, noch vor dem Krieg. Protagonistinnen sind Frauen in der Ukraine. Die einen sind wohlhabend mit Kinderwunsch, die anderen sind in prekärer Lage und haben fruchtbaren Eizellen.
Mit Eizellenspenden und verliehener Gebärmutter finanzieren die Frauen den Lebensunterhalt ihrer Familie, die Männer mit Rohopiumerzeugung und illegalen Kohleabbau. Die Häuser in der Ostukraine sind aus Schlacke gebaut. Mafiöse Strukturen durchdringen die gesellschaftlichen Schichten.
Beim Weiterlesen, wird mir die Geschichte immer schwerer. Denn es kann nicht gut ausgehen für die Frau im Zentrum. Sie wird in mörderische Machenschaften verwickelt und flieht nach Finnland.
Als Leserin frage ich mich immer wieder, kann es wirklich so sein? Sind die Zustände und Umstände wirklich so menschen–und frauenfeindlich. Ich, als kurz nach dem zweiten Weltkrieg Geborene, kenne prekäre Verhältnisse. Aber so? So den Körper verkaufen und den Vorspiegelungen von wohlständiger, sicherer Zukunft, die damit geschaffen werden soll, auf den Leim gehen. Diese Art von Plot, diese Überlebenskampfstimmung kam in Filmen der 50 er Jahren von Pasolini und Fassbinder, vor, und hat mich schon immer geschmerzt.

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Hermine Brzobohaty-Theuer | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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