Wien, 3.01. 2013
Treibe durch die trübe See, wie ein Wal mit moosiger Haut. Langsam vorangleitend..
…Smilla mit Jakkelsen am Bord der Kronos. Vor ihnen der Ölpier „Greenland Star“, 25000 verbundene, im Meereboden vertäute Eispontons. Jakkelsen, voller Begeisterung: „geil, so haben sie das Meer besiegt.“ Und Smilla: „das Beste dabei, dass man das ganze in 12 Stunden auseinandernehmen und einpacken kann“. Als Jakkelsen wissen will, warum man es auseinander nehmen können muß, erzählt sie ihm vom Prototyp der größten Bohrinsel der Welt, der Joint Venture Warrior, viermal größer als die Bohrinseln davor, 18 Meter über dem Meer, damit die Wellen drunter durchgehen. Dann kam ein Eisberg, das war eingeplant. Er war nur etwas größer als üblich. Da ihnen doch Bedenken kamen, vertauten sie den Eisberg an zwei Eisbrechen um ihn vom Kurs wegzuziehen. Es passierte nichts Nennenswertes, außer, dass der Eisberg über den Prototyp hinwegspazierte. 12 Stunden sind die Vorhersagezeit des Eismeldedienstes. Seither werden alle Eismeerausrüstungen so gebaut. Smilla: „Das Eis ist nicht besiegt, der Kampf hat noch nicht mal begonnen.“
Wien 2.01.2013
Ein paar fiebrige Sätze, zwischen Schlafen, Schwitzen, Abtruddeln. Die Katzen machen einen Bogen um mich. Ihnen ist das Gebelle nicht geheuer. Mit “Smilla“ fahre ich auf der Kronos, einem 4000 Tonnen Eisbrecher von Kopenhagen aus ins Eismeer, Richtung Grönland. Kälte, Eis, Nässe, Bedrohung.
Irgendwer fragt Smilla; warum machst du das? Und Smilla, "ich will den Tod eines kleinen Jungen verstehen !"
Wien, 31.12.2012 Silvestra
Auch heute ist die Fensterbank wieder besetzt, die Ohren gespitzt, sowieso, und die ganze Aufmerksamkeit gilt den Dingen da draußen, wie sich bewegende Blätter, Sonnenreflektierungen, Schatten, ein Vogel - wow.
Ich beobachte von meinem Rekonvaleszenzplatz die beiden Beobachterinnen Tigris und Tibor. Der bellende Husten ist etwas gemildert.
Gedanken über die Gespräche mit Freundinnen über die brutale Gewalt gegen Frauen in Wien und an anderen Orten. Was will ich mir, meinen Freundinnen, Schwestern, Töchtern, Enkelinnen und anderen Frauen raten? Wie können wir, sie sich am besten schützen, sich sichern? Wir haben über Haltungen in der Öffentlichkeit gesprochen, über das Bewusstsein an einem öffentlichen Ort Strategien der Absicherung parat zu haben. Die können von Frau zu Frau unterschiedlich sein, jedoch Achtsamkeit braucht es in jedem Fall und Kontakte zu andern Frauen, Personen, Menschen. Ich denke, dass meine, unsere persönliche Wehrfähigkeit von wesentlichen Nutzen ist. Wenn ich mir zutraue mich zu wehren, laut zu sein, zu pfeifen und zu rufen vergrößert sich mein Energiefeld, der Radius der Unterstützenden. Wendo ist wieder aufzufrischen, damit Reflexe ablaufen können, Pfefferspray, Trillerpfeife. Große Wertschätzung an die Frau, die einer anderen in der U Bahn beigestanden hat und zusammengeschlagen wurde. Ich wüsste gerne, wie es ihr geht.