Eine neue Haltung - Die ungarische Frau aus Tisza mit den großen Händen

Der Kontakt, mit der „Anderen Wirklichkeit“ wurde schon vor 30.000 Jahren von unseren Vorfahren, den JägerInnen und SammlerInnen praktiziert. Sie haben dabei ganz spezifische Körperhaltungen eingenommen, um sich so in den Zustand der „Ekstatischen Trance“ zu versetzen.

Felicitas war ab den 1980er Jahren jedes Jahr zu Vorlesungen und Workshops in Wien und hatte manchmal bei mir in meinem kleinen Gästinnenzimmer gewohnt. Die Herbstzeit bringt mir die Bilder von Felicitas zurück, wie wir in meiner Küche Holler abrebeln. In dieser Küche fand auch das schöne Interview mit ihr der Reihe „Menschenbilder“ in Radio Ö1 statt: Wir hatten Gespräche über ihre Kindheit und über die Vertreibung der Familie aus Ungarn geführt. Sie hatte auch manchmal von Wien aus Freundinnen in Budapest besucht. Es ist immer wieder eine Freude, wenn ich mir das Audiodokument anhöre und Felicitas mit ihrer lebendigen Stimme und ihre Erzählkunst mir nahe ist. 

Meine ungarisch Kenntnisse sind nicht der Rede wert, trotzdem musste ich einmal, im Cuyamungue Institute in New Mexiko, Felicitas einen handgeschriebenen, ungarischen Brief vorlesen. Die Linguistin war von meiner Aussprache nicht angetan.

Budapest - Das Nationale Museum

Höchste Begeisterung in der Archäologischen Abteilung über die wunderbare Gestaltung Geschichte so interessant zu erzählen und zu präsentieren. Auch hier zeigt sich der ungarische Sinn fürs Schöne.
Der neolithischen Abteilung galt unser Hauptinteresse.

Die Wände zeigen stilisierte Wandgemälde aus Chatal Hüyük, die Spielszenen des Rotwildes und der Wildschweine, JägerINnen oder JagdtänzerINnen um sie herum, wie James Meelaart sie 1961 entdeckte. In einigen Vitrinen Frauenidole. Viele mit dreieckigen Gesichter und den Kopf leicht nach hinten gelegt, der Kopfhaltung der in Trance befindlichen.

Eine der bekanntesten Idolfunde in Ungarn ist die Frau von Se´, (Nähe von Szombately) datiert 5000 v.d.Z., und beschrieben bei Marija Gimbutas in „Sprache der Göttin“ S.34. Sie ist kopflos, hat einen langgezogenen Oberkörper, aus Ton und 21,3 cm groß.
Eine Fraufigur  mit sehr ausgeprägtes Gesäß, ähnlich der Frau von Se´und mit den seitlich gestreckten und zugespitzten Armen des Strelicetypes (CZ). s.h. Foto 1.
Die Frauenstatuette mit den großen Händen und dem Netzrock hatte uns in Bezug auf die  Rituelle Körperhaltung besonders interessiert. Sie stammt aus Tisza –Tiszafüred-Majoros Hunyadinhalom, datiert 5000 - 4500 Jahre v.d.Z. Figurinnen mit Netzschürzen wurden auch in Bulgarien gefunden und symbolisieren laut M. Gimbutas das „Wasser des Lebens“ und den lebensgebenden Aspekt der Göttin.

Das sitzende Idol mit dem Grabholz über der Schulter und dem Mäanderrock war mir auch bekannt. Das sitzende Frauenidol aus Szegvar wurde erstmals 1964 ausgestellt. Sie trägt ebenso einen Mäanderrock. Wunderbare Gefäße sind präsentiert, eines davon als Frauenkörper mit gewölbten Bauch und hervorstehenden Nabel wie Schwangere ihn haben, mit Halskette und durchbohrten Ohrläppchen. Eine quadratische Schale  mit Widderköpfen und Mäanderverziehrung ist auch ausgestellt.

Insgesamt war deutlich, dass im Neolithikum eine reiche Besiedelung stattfand und eine große Anzahl an Idolen in Ungarn vorhanden sind. Mich interessiert natürlich der Bezug zu den Rituellen Körperhaltungen.

Am Balaton bei der Caldera des alten Vulkanes, in der Nähe der Kraterseen gab es Gelegenheit die Haltung der Frau von Tisza, dieser interessanten Statuette aus der Legyel Kultur zu erproben. Das Erleben der Trance war sehr kraftvoll. Ich habe mich mit Himmel und Erde verbunden gefühlt und das Netz der Sterne war mir nahe. Mein Herz hat sich geöffnet.

 

 

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Hermine Brzobohaty-Theuer | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Adresse: 1030 Wien, Stanislausgasse 4/9 | Tel.: +43 676 47 49 112

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