Wien 20.10.2018 Achtsamkeit und Gerda Boysen

Achtsamkeit, Gerda Boyesen und die Biodynamik
Achtsamkeit ist ein Begriff und eine Haltung, die im Buddism schon lange angewandt wird und momentan in Kreisen der Heilung und Selbstoptimierung große Popularität findet. John Kabath Zin ist einer der bekanntesten Vertreter der Achtsamkeitspraxis, in der budistischen Methoden und die westliche Haltung verbunden wurde. MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) ist ein achtwöchiger Kurs, in dem teilweise aus Hatha Yoga, Vipassana und Zen stammende, aufeinander abgestimmte Aufmerksamkeitsübungen und die Achtsamkeitsmeditation miteinander kombiniert sind.
Wenn ich über die MBSR lese, denke ich mir: sehr gut fundiert, genial kombiniert und strukturiert. Die Ausbildung wird gleich in eine Anwendung und ein Angebot an KundInnen übergeführt.
In der Biodynamischen Psychologie und Psychotherapie (1980) nach Gerda Boyesen war das weniger so. Trotzdem, oder gerade deshalb fand ich, dass diese meine eigene, erste und prägende psychotherapeutische Ausbildung, das Wesentliche vermittelte. Sie hat in Österreich als eine der ersten die Verbindung von Körper, Geist und Seele als grundlegendes Paradigma vorangestellt. Da nach Gerda Boysen und ihrem therapeutischen Hintergrund (Wilhelm Reich, Ola Raknes) der westliche Mensch das Kognitive immer mehr betont, stand in der biodynamischen Psychotherapie und Behandlung der Körper im Zentrum um dieses Ungleichgewicht auszugleichen und die Ressource Achtsamkeit auf Körper sich anzueignen. Dem Körper mit Hinwendung und Achtsamkeit zu begegnen war immer wieder Thema. Die einzelnen Ausprägungen durch die Töchter Ebbah und Mona Lisa und dem Sohn Paul brachten ebenso grundlegende Erkenntnisse in Geburtstraumen und Methoden zur Lösung von Traumata, die mit speziellen Körper-Seele-Geistmethoden behandelt wurden.
Wenn ich an die Zeit meiner Ausbildung denke und in den Büchern von Gerda Boyesen lese, kommt dieser intuitive Aspekt ganz deutlich zum Vorschein. Es wurde in bestimmten Situationen weniger vorgegeben. Gerda schreibt immer wieder von wenig, bis nichts tun. Als Therapeutin, zuwarten was entsteht.
Hier ein Auszug aus „Über den Körper die Seele heilen – Biodynamische Psychologie und Psychotherapie; München 1987, S 103: „Es gab auch Patienten, die mir auf die Anweisung: “Spüren Sie ihren Körper…was möchte ihr Körper tun?...“ Nur erwiderten: „Ich fühle gar nichts. Ich fühle nur Spannungen…hier…und da. „Für diese Patienten war der Körper „tot“..…..“Ich teilte die Patienten   ein in solche, die einen dynamischen Prozess in sich (selbst) hatten und solche, die eine Intervention meinerseits brauchten. Bei der ersten Gruppe brauchte ich nur Kontakt zum Unbewussten der Patienten aufzunehmen und zu diesem Teil zu sprechen, zum Es, zum Körper – nicht zum Bewußtsein. Ich sagte zum Beispiel: “Fühlen Sie ihren Körper, lassen Sie ihn atmen…“ Das genügte um das Unbewusste ins Bewusstsein aufsteigen zu lassen….Für die Zweite Gruppe war das nicht ausreichend. Hier gab ich z.B. die Anweisung: „Versuchen Sie zu spüren, wie sich die Brust beim Ausatmen auf sie niedersenkt. Lassen Sie diesen Prozess noch weiter gehen.“ Gerda Boyesen schreibt auch in: „Von der Lust am Heilen“ (1995) S 175: „Wahre Transformation geht nur durch den Körper. Wenn die alten Alchemisten davon sprachen, etwas in Gold zu verwandeln, so meinten sie zuerst nicht da Metall, sondern diese Schwingung, die im Körper spürbar ist. So wie wenn man perfekt singt, dann spürt man Gold in der Kehle…Gold ist eine höhere Vibration.“ Foto: Lothar Reichel 1995.

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Hermine Brzobohaty-Theuer | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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