WV 4.9.2021 Rassismus

Da meine Wohnung schon recht ergiebig mit Büchern gefüllt ist, ging ich dazu über mir Bücher aus der städtischen Bücherei zu leihen. Die hatte früher nicht so einen guten Ruf bei mir, denn ich erinnere mich als Kind immer wieder angekeppelt  worden zu sein. Als Kind holte ich mir wöchentlich Bücher aus der Pfarrbücherei, bis ich die Kinderabteilung durchgelesen hatte und mir Erwachsenenbücher leihen durfte. Jetzt schweife ich herum, so wie es wahrscheinlich viele auch im Buchladen tun und schaue auch bei den Neuerscheinungen nach. In letzter Zeit fallen mir Bücher auf, die der Kulturanthropologie zuzuordnen sind. Eher Fachbücher, so als hätte sie eine speziell interessierte Leser*in bestellt. Bücher über Franz Boas und Stuart Hall und von Mary Shelley.
Gerade lese ich „Was weiße Menschen nicht übe Rassismus hören wollen aber wissen sollten“, Hanserblau 2019,  von Alice Hasters. Ich stimme zu. Haster bringt Aspekte zum Rassismus, die ich aus dieser Warte noch nie gesehen habe. Sie sagt von sich, dass sie mit einer schwarzen Mutter und einem weißen Vater schwarz wäre und berichtet über ihre Erlebnisse mit Rassismus und Mikroaggressionen, die wie Moskitostiche wären.  Auch geschichtliche Ereignisse, oft zu Afrika spricht sie an.

Etwas peinlich finde ich für mich, dass als ich kürzlich in Bremen im Überseemuseum war und ein Foto von einer Frauengestalt machte. Kurz vor der Rückreise nach Wien,  nicht viel Zeit und meine Freundin und ich streiften durch das helle moderne Museum. Die Frauenfigur war  aus silbernen Blech gefertigt, überlebensgroß mit langem Rock und einer Kopfbedeckung, die wie Rinderhörner geformt war. Hererofrau stand da. Ich machte schnell ein Foto, weil sie mich beeindruckte und auch vom Beschreibungstext. In "Looking for Grace" 2013, greift die Künstlerin  Sokari Douglas Camp, in Nigeria geboren, heute in London lebend, das Thema der europäischen Fremdherrschaft auf. Von den Herero hatte ich gehört. Nun lese ich Genaueres bei Alice Hasters. Die Herero, im von Deutschland besetzten Teil von Deutsch-Südwestafrika (1890), heue Namibia, erlebten den ersten Genozid des 20. Jahrhunderts. Da sie sich gegen Verfolgung und Ermordung auflehnten. wurde ein „Vernichtungsbefehl“ verordnet, der 40.000 bis 60.000 Hereros und 10.000 Nama das Leben kostete (S 60-61). Hasters meint, dass darüber nichts in Schulbüchern stünde und über weitere unvorstellbare Gräuel ebenfalls nicht. Alles Gründe, für die Situation in Afrika, die Kriege, die Unruhen, die Ausbeutung und die Emigration.  Es ist ein Muss-Buch. Klug und von den persönlichen Erlebnissen der Autorin mit Rassismus geprägt. Höchste Empfehlung!

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Hermine Brzobohaty-Theuer | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Adresse: 1030 Wien, Stanislausgasse 4/9 | Tel.: +43 676 47 49 112

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