Weinviertel 2.8.2013 Lammas
Brombeeren, Himbeeren, Ribisel und wieder eine Handvoll Zucciniblüten geerntet. Getrockneten Origanon und Schafgarbe abgefüllt. Dieser Augustbeginn. Das erste Achtel des neuen Halbjahres hinter mich gebracht. So wie Lichtmess 2. Februar die Zunahmen des Lichts feiert, ist Lammas der Beginn des Abnehmens des Lichts. Ich gehe barfuß auf meiner Kleewiese und ich werde in die Sohle gestochen, kurz nachdem ich mit Ruth über ihre Bienen und das Gestochenwerden und die Wirkung und Behandlung mit Bienengift, auch bei Krebs, sprach. Der Stachel ist noch drinnen und der Fuß schwillt an. Abends zur Nachbarin und einer fröhlichen Geburtstagsrunde. Rosa lädt wie jedes Jahr zu Braten und Kuchen und natürlich Wein ein. Wir sitzen im Hof mit Blick auf den Berg.
Weinviertel 1.8.2013 Gezählte Tage
Höre den Satz: “Meine Tage sind gezählt!“ Bin froh nicht zu wissen wie hoch die Zahl ist und außerdem macht dieser Satz mit mir etwas, er macht mich wacher. Er relativiert, zeigt die Verhältnismäßigkeit der Geschehnisse. So kann nicht immer – alles – von allen getan werden. Die gezählten Tage betreffen Jede und Jeden.
Wien 30.7.2013 Augarten
Treffe mich mit Ona im bezaubernden Augarten-Kinogarten. War schon länger nicht hier und mittlerweile ist das Garteln hier mehr Thema als Garten. Viele Pflanzsäcke mit Kräutern und ausgewachsenen, blühenden Salaten stehen herum, dazwischen die beliebten Bankerln. Das Essen ist phänomenal. Vor uns wird geschnitten und gebraten und die Blüten (Ruth würde sagen: vor 5 Minuten haben sie noch gelebt) von dunkelroten Malven, lila Minzen und orangen Ringelblumen über die Feuerflecken gestreut. Ein höchst vitaler, freudiger Erlebnissgenuss. Dann der erstaunliche, über 80 Jahre alte Stummfilm, "Tabu", über ein Leben in der Südsee, von dem Regisseur Murnau. Zwar eine "Schmonzette", alter Knacker will junge Frau, die ist jedoch in feschen Supertaucher verliebt. Das wird zum Tabu gemacht, also streng verboten und so flieht das Paar. Das was ich über Tabu oder in Hawaii Kapu genannt weiß ist, das mit Tabu die Gebote und Verbote, alle Bereiche des Lebens betreffend, geregelt wurden und bei Verstoß mit großen Strafen belegt wurden. So konnte man sich auch in den Schutz des Tabus innerhalb eines Tempels begeben. Erstaunlich am Film ist die Kunst der Lichtspiele. Viele Szenen am Wasser und in der Nacht, Schwarz-weiß, Schatten, große Gesten, Körper. Begleitet wird der Stummfilm von zwei MusikerINnen mit Spiel an der Tar und genialem Sprechgesang.