Wien 16.11.2021 Zwei ungewöhnliche Frauen
Mary Wollstonecraft (1759-1797)
Ihr Buch "A Vindication of the Rights of Woman" (zu Deutsch: Verteidigung der Rechte der Frau) von 1792 gilt als Meilenstein des Feminismus und ihr Einsatz für die Gründung von Mädchenschulen als Pionierleistung. Sie gründete mit ihren Schwestern zusammen eine Mädchenschule in London. Verheiratet mit dem Schriftsteller William Godwin bekam sie eine Tochter, bei deren Geburt sie starb. Diese wurde als Mary Shelly und mit ihrem Roman „Frankenstein“ bekannt, den sie mit 18 Jahren schrieb. Ein weiter Roman von ihr ist „Der Letzte Mensch“. Es wurde vor einem Jahr auf Deutsch herausgegeben und beschreibt eine im Jahr 2052 auftretende, lebensbedrohende Pandemie. Wieder habe ich ein Buch in der städtischen Bücherei entdeckt. Es ist gar nicht so leicht zu beschreiben, warum ich es ausgeliehen habe. Wahrscheinlich wegen der Aktualität des Themas und der Mischung von Anziehung und Abstoßung und wegen der Autorin.
Mary Shelly beschreibt das Schicksal einer Handvoll Menschen, deren Schicksalsfäden miteinander verbunden sind. Sie kämpfen einen Überlebenskampf gegen die Seuche bis sich der Titel des Buchs dann doch realisiert. Vielleicht ist es auch das, zu wissen, worauf es hinausläuft und zu hoffen, dass es doch nicht geschieht, dass die Spannung und Ambivalenz ausmacht. In dieser Geschichte gibt es Menschen die resistenter sind als andere. Und es scheint, dass ihr altruistischer Charakter, ihr Mitgefühl und ihr Einsatz für andere, diese Widerstandsfähigkeit bestärkt.
Es sind sehr ungewöhnliche Frauen beide, Mutter und Tochter Wollstonecraft. Auch in dieser Zeit gab es Frauen mit Visionen, für die sie eintraten. Ich habe da so eine innere Diskussion. Der Feminismus ist keine Erfindung unserer Zeit. Wir wissen oft nicht viel über diese Frauen und es ist umso notwendiger und überdies stärkend, wenn über sie, ihren Mut, ihre Kraft und Kreativität informiert wird. Denn wir stehen auf den Schultern anderer Frauen und das Rad muss nicht neu erfunden werden.
„Der letzte Mensch“ hatte kürzlich als Theaterstück im Grazer Schauspielhaus Premiere. Vor einem Jahr wurde eine Statue von Mary Wollstonecraft im Newington Green, unweit einer von Wollstonecraft gegründeten Schule, in London aufgestellt. Warum sie nackt ist, ist mir auch ein Rätsel.
Wien 13.11.2021 Virus oder Bazille?
Etwas passiert in meiner Brust. Ein Druck. Ich bin müde. Lege mich hin. Beim Aufwachen sind meine Lungen verschleimt. Eine Freundin sagt, „dann ist es nicht Corona“. Natürlich habe ich auch daran gedacht. Mit den ansteigenden Erkrankungen und den diversen Verordnungen, die ich bei den Nachrichtgen im Radio höre, kein Wunder. Es beunruhigt. Meine dritte Impfung wird mir nächste Woche gegeben.'
Ich wollte heute zu einer Lesung ins Zentrum PUUN gehen, aber dann sage ich ab, weil ich mich zu müde fühle.
Setze mich zum Kachelofen, nehme Vitamin C, ein Tipp einer Freundin. Weitere Tipps wie homöopathische Mittel und Schüssler Salz werden mir gegeben. Heute nichts mehr. Morgen gehe ich zur Apotheke.
Zwei Freundinnen hatten Geburtstag. Das eine Päckchen liegt noch hier, das andere habe ich abgeschickt. Ich bin neugierig, wie sie es finden.
WV 10.11.2021 Vorausschauend
Mich triggert das Adjektiv „vorrausschauend“.
Ein Thema, dass durch Toni Morrison in „Selbstachtung“ schon vorher angeregt wurde, da auch ich eine Interessierte an der Zurückschauung bin. Sie schreibt, dass die Politik hauptsächlich zurückschaut und sich nicht traut nach vorne, nicht mal 200 bis 500 Jahre zu schauen. Ich denke das auch. Jedoch liebe ich es in der Geschichte möglichst weit zurückzuschauen. Denn es ist ein vernachlässigtes Thema. Erst durch die zweite Frauenbewegung wurde das Interesse und die Forschung zur Urgeschichte und zur frauenspezifischen Geschichte aktiviert. Eine große Freude war es mir, die Frauen im Amerlinghaus ( Stätte der emanzipatorischen Umsetzung) zum Arbeitskreis Geschichte zu treffen. Da forschten wir zu Matriarchaten, Amazonen, (ärgere mich gerade, weil der Name als Brand geschnappt wurde. Auch ein Zeichen, dass der Firmengründer nicht blöd ist) Piratinnen, Göttinnen,… Endlich die neue tolle Literatur über kluge, mutige und verwegene Frauen. Marija Gimbutas mit ihrem grandiosen archäologischem Werk. Ich muss es immer wieder betonen. Sie ist eine immer sprudelnde Quelle von Inspiration.
Jedoch, denke ich, dass Toni Morrison etwas anderes anspricht. Sie kritisiert die mangelnde Risikobereitschaft der Politik, die darauf aus ist, gegenwärtig populär zu sein. Was kümmert es, was in 7 Generationen geschieht. Jetzt wird gewählt und wenn den Wähler*innen nur die erste Generation und vielleicht noch die Zweite etwas bedeutet, kriegen wir, was wir verdienen-Sumpfblüten.
Zitat: Die „Generalprobe“ ging daneben – zumindest teilweise, meint Moritz Schularick. Um die Zukunft bewältigen zu können, brauche es einen vorausschauenden, risikobereiten und flexiblen Staat. Heute Oe1 „Der entzauberte Staat“.