Weinviertel 2.2. 2014 Brigid –Lichtmess
Es ist heute ein eigenartiger Tag. Die Terrasse ist spiegelglatt gefroren. Sogar im Gras gibt es eisige Stellen. Es sind kaum Menschen unterwegs und kaum Autos auf den Straßen. Es ist sehr still draußen und unbewegt. Das fällt nach den stürmischen Tagen besonders auf. Ich horche hinein in die Stille.
Bereite abends das Ritual zum Fest vor. Wermutrauch, die kleine selbstgetrocknete Kürbisrassel, Kerzenlicht, blaues Maismehl als Gabe.
Ich wähle die Haltung des Gebärens für das Ritual zu Lichtmeß. Der 100.Geburtstag von Felicitas und der Geburtstag von Syna sind auch ein Anstoß für die Haltung.
Wir stehen jetzt in einem Punkt des Jahresrades zwischen Wintersonnwende und Frühlingstagundnachtgleiche. Die Tage werden schon länger wenn nicht die Nebel den Himmel verdunkeln. Samenzeit. Die ersten Samen können in die Erde gelegt werden, damit der Lichtstrahl sie erweckt.
Mein Erleben:
Ich höre Gesang. Ich beobachte mich im Hiersein. Die Dunkelheit in mir, meine Empfindungen im Körper. Es kommen Strahlen aus meinen Knien. Ich habe einen Vogelschwanz wie ein Vogel Strauß.
Höre ein Krähen, spüre meinen Mund, mehr ein Maul. Reiße ihn auf.
Werde zu Vogel. Krächze, hüpfe. Bin frech, so wie der Roadrunner aus dem Comic.
Plötzlich bin ich am Hals aufgehängt. Sehe mich von außen. Hänge schlapp und tot da und baumle mit dem Hals in der Schlinge. Etwas trauert in mir, aber nicht so wirklich, ist auch mehr eine show- ein comic.
Dann reiße ich mir die Schling herunter. Bin empört: „Mache da nicht mit, lasse mir das nicht gefallen.“ Steige auf und fliege davon. Ich fliege zu meinen Ahninnen und Ahnen.
Ich bin in ihrem Kreis. Sitze zusammengefaltet. Fühle mich beschützt. Bin noch empört über die Erde und die Inkarnation und was mir -widerfahren ist. Bin beleidigt. „Da gehe ich nicht mehr hin!“
Langsam, langsam klingt die Empörung ab und wird zu einem mehr neutralem Zustand. Wird immer mehr gleichgültig und ….akzeptierend.
Ich ahne, dass es wieder eine Inkarnation geben wird.
In mir wird es lebendig und pulsiert. Weitet sich und wächst. Etwas zieht an mir nach allen Richtungen. Ein gelber Lichtpunkt ist sichtbar.
Eine Wahrnehmung von in, oder ein Ei sein. Wieder viele Fäden, die nach außen ziehen. Die 7 Chakren mit ihren Farben entstehen vertikal, entlang der Wirbelsäule. Die Aura entsteht und leuchtet. Ich ahne Licht vor mir, wie aus einem Spalt. Dann wieder Dunkelheit.
Denke, wie lange ich schon in der Trance wohl bin? 12 Min. vielleicht? Ein kurzer Gedanke des alltäglichen Bewusstseins. Ich bin nicht müde. Lasse mich rasseln. Lasse die Augen zu. Ich werde es merken wenn ich fertig bin.
Es dauert an. Eine Schwangerschaft dauert 9 Monate. Wünsche mir, dass sie vorüber geht. Nehme nur mich wahr. Wenig im außen. Dann doch Turbulenzen, Krieg, Gefahr? Dann bin ich wieder ein Vogel der fliegt. Versuche zu verstehen. Bin ich gestorben? Was oder wer bin ich? Bin ich als Vogel die Seele? Die ist doch schon im Körper. Lande.
Chaos beginnt. Wieder Turbulenzen. Werde gedrückt und herumgewirbelt. Wehre mich, schreie, stoße mit Füßen, tobe. Der Spalt öffnet sich.
Ich flutsche raus. Werde aufgefangen, in ein blaues Tuch eingehüllt, gehalten, zur Brust genommen. Ahne die Farben Blau und Gold, etwas Lila und Kupfer. Meine spirituellen Eltern sind da. Ich wachse, bin Kind. Sitze zwischen Mutter und Vater. Bin beschützt, geliebt und gefördert. Werde Erwachsen. Sehe viele Farbkaskaden, Farbmuster.
Bin in dieser Existenz DER SCHÖNHEIT VERPFLICHTET !
Weinviertel 1.2.2014 Textilarbeiterinnen
Ich höre Radio Diagonal, ein Bericht über die Photographin und Aktivistin Taslima Akher aus Bangladesh. Sie ist Fotojournalistin und Lehrende. Ihr Interesse gilt seit langem den Textilarbeiterinnen ihres Landes. Sie begleitet sie mit der Kamera zu den Fabriken und in die ärmlich Wohnstätten. Als es 2013 zum Einsturz des Rana Plaza Gebäudes und den Tod von über 1000 Menschen kam, war sie auch vor Ort. Ihr Foto eines sich innig umarmenden toten Paares ging um die ganze Welt und seit damals ist sie bekannt und die menschenunwürdigen,lebensgefährdenden Arbeitsbedingungen verstärkt im Fokus der Öffentlichkeit. Green Clothes wird aktueller und damit die Lebensbedingungen vor allem von Frauen. In Bangladesh sind 4. Millionen Menschen in der Textilindustrie beschäftigt und davon 80% Frauen. Auch die TextilarbeiterInnen von Prato leben unter menschenunwürdigen, illegalen Umständen. Auch hier sind Arbeiterinnen unter der einstürzenden Fabrikshalle zu Tode gekommen. Jetzt verstehe ich vermehrt das jahrelange Anliegen meiner Freundin Sophia nach biologischer Kleidung.
Weinviertel 30.1.2014 Vor 100 Jahren - Felicitas Goodman
Ich denke an die Feier vor 15 Jahren, als Felicitas das letzte Mal in Wien und Europa war und wir ihren 85. Geburtstag feierten. Am kommenden Freitag zeigen wir den Film über und mit Felicitas. Ich sehe ihn immer wieder gerne. Teile davon sind ja damals auch in Wien gedreht worden. Felicitas war in den letzten Jahren wenn sie in Wien war meine Gästin und so entstand eine Vertrautheit und in vielen Gesprächen konnte ich über sie, ihre Welt und die Arbeit mit den Körperhaltungen viel erfahren. Felicitas war ermunternd, bestärkend, heiter und energiegeladen. Sie hatte mich eingeladen die Ausbildung zur Trancetrainerin zu machen. Ich sehe den Prüfungsfilm vor mir, den ich damals machen musste. Wir sitzen in einer österreichischen Kiva am Kahlenberg mit Blick auf Wien und tauchen in die andere Wirklichkeit ein.
Von da an hatte ich Felicitas einige Male in Cuyamungue Institut in New Mexiko besucht. Das letzte Mal 2001. Es war damals schon schwierig für sie sich auf dem unebenen Gelände zu bewegen. Das war dann auch ihr letztes Mal in Cuyamungue. Heuer habe ich vor wieder dort zu sein - bei der Feier ihr zu Ehren. Dass wird diesmal sehr anders sein. Auch der Staff der amerikanischen TrainerInnen hat sich sehr verändert. Ich werde mich wahrscheinlich an viele Situationen mit Felicitas erinnern. Jetzt beim Schreiben steigen natürlich gleich Bilder auf.
Ich sehe wie jede Einzelne von Felicitas ganz persönliche um 5h morgens geweckt wird und wie wir danach am Hügel, genannt Bridge, Großvater Sonne begrüßen. Die Bluecheys werden gefüttert und dann gibts Frühstück. Kolibris schwirren und ich sehe die rötlichen Felsen mit den Arroyos, die durch den Regen gefurchten Gräben. Ich sehe uns auf der Veranda vor dem Bankhouse, dem Studentenschlafraum sitzen und auf die Sangre de Christo Mountains schauen. Mir fällt einer unserer Ausflüge nach Santa Fe ein, zum wöchentlichen Bauernmarkt, wo plötzlich Walzerklänge zu hören waren und wir uns umfassten und uns im Takt drehten.
Ich sehe die Kiva, unseren Versammlungs- und Tranceort. Felicitas hatte uns immer mit der Trommel zum Ritual gerufen. Die Mokassins vor der Türe, der Duft des Salbeis, die Masken an den Wänden.
Ich erinnere mich, dass Felicitas viel Freude daran hatte, dass ich so gerne in ihre Bibliotheks Kiva ging. Für mich war das eine große Ehre, das tun zu dürfen. Hier gab es wunderbare literarische Schätze in die ich hineintauchte. Ein Sog in köstliches Wissen. Viele der SchriftstellerInnen und Schamaninen und Heilerinnen die ich dort kennenlernte haben mich die kommenden Jahre weiter begleitet und ihre Bedeutung habe ich manchmal erst danach erkannt.
Ich sehe meine Notizen im aufkommenden Sturm davonfliegen. Dieses Jahr wird ein schönes Austausch- und Feierjahr. Danke.