Wien 24.2.2022 Hluboke Masuvky

  
Ritualtisch mit der Vogelrassel und die neolithischen Frauenfiguren - rechts aus Strehlice und links aus Hluboke Masuvky. Kopien in Originalgröße.

Am Samstag 26.2. 22 findet der vom November verschobenen Workshop zum Thema „Geben und Nehmen“ im Zentrum Puun statt. 
Die Haltung der Südmährischen Frau aus dem kleinen südböhmischen Wallfahrtsort Hluboke Masuvky, nördlich von Znymo, wird ins in die Trance führen. Von Beginn an, als ich sie da erste Mal sah, war ich fasziniert. Sie schaut als jungsteinzeitliche Plastik (ca.6000 Jahre alt) so ungewöhnlich aus, dass bei mir der leise Verdacht aufkam, dass sie eine Fälschung  wäre. Sie ist ungewöhnliche 36 cm groß und sehr genau gearbeitet. Ihre Oberfläche ist, zum Unterschied von anderen jungsteinzeitlichen Plastiken, ganz glatt. Ihre kleinen Brüste und das Schoßdreieck ist zu sehen. Ihr Becken ist breit, der Oberkörper schmal und der Rücken geschwungen. Die Beine sind kräftig und die Füße stehen solide am Boden und die Arme hält sie empfangend nach vorne gestreckt. Ein Halsreifen und Ohrlöcher für Ohrringe schmücken sie.

Sie wurde 1933 innerhalb der Kreisgrabenanlage von Hluboke Masuvky gefunden. Dass sie keine Fälschung ist, wird durch die Tatsache erhärtet, dass noch weitere Frauenfiguren mit ebenfalls vorgestreckten Armen gefunden wurden. Zudem wollte der Archäologe und Lehrer Frantisek Vildomek, der die Grabungen leitete, die gefunden Keramikteile ergänzen und versprach einen Finderlohn von 5 Kronen. Seine Sammlung war in den 90er Jahren im kleinen Poysdorfer Museum ausgestellt. Jetzt ist sie im Schloß Jewisowitze in Südböhmen. Das ist ein interessanter Ausstellungsort mit steinzeitlichen, kupferzeitlichen und bronzezeitlichen Funden.

2008 gab es, nachdem das Znymer Museum fertig umgebaut wurde, eine Schau zum Leben und Sterben in der Steinzeit und einen sehr schönen, umfangreichen Katalog.
Freitag 25.2.2022 um 18.30ist  der Film über Felicitas Goodman im Zentrum PUUN, Komödiengasse 1, 1020 Wien zu sehnen.
  
Archäologisches Museum in Brno, 3 Frauenfiguren aus Strelice, 2.v.r. Hluboke Masuvky, ganz rechts Dolni Vestonice aus der Altsteinzeit.

Wien 20.2.2022 Lesen - wieder!


„Sempre Susan Erinnerungen an Susan Sontag“ von Sigrid Nunez, Berlin 2020. Sigrid Nunez wurde mir bekannt durch ihren Roman „Der Freund“. Sie lebte 1976 einige Zeit mit Susan Sontag und deren Sohn David Rief in New York zusammen. Beginnend als Assistentin von Susan Sontag zog sie bald in deren Apartment mit den offenen Türen ein . So konnte sie in höchster Nähe das Leben von Susan Sontag miterleben. Ihre persönlichen Beziehungen,  deren Drang nicht allein zu sein. Nunez war an der Art des Schreibens und Umschreibens ihrer Texte beteiligt und an den Kontakten mit vielen Künstler*innen und bekannten Leuten, die ihre eigene Kontaktfähigkeit oft überschritt. Sie beschreibt Gewohnheiten von Sontag, wie die Redewendung: „Das kennst du nicht?“ beginnend bei Sushis. Wenn Sontag nicht auf Reisen oder in ihrem Zweitwohnsitz Paris war, wurde oft Essen gegangen und ins Kino. Sontag schaute manche Filme  bis zu 20-mal an. In Paris ist sie auch begraben, am Montparnass,  in der Nähe von Becket, der eines ihrer Idole war. Im zerstörten Sarajewo hat Sontag zwischen Trümmern sein „Warten auf Godot“ inszeniert. Und in Hanoi gegen den Vietnamkrieg angesprochen und geschrieben. Sie war eine scharfe Kritikerin der Bush Regierung.

 Wien 8.02.2022 Der Tretroller

Während ich mir einen Espresso zubereite, denke ich über ein Gespräch übers Radfahren nach. Radfahren ist gesund, tut gut, mit Leichtigkeit unterwegs sein können. Ja, aber…Ja aber, ich bin vor einigen Jahren gestürzt, habe mir den Knöchel gebrochen und bin seither nicht mehr aufs Rad gestiegen. Es verstaubt und rostet dahin (wahrscheinlich), denn ich habe es in die hinterste Ecke gestellt und seither nicht mehr angesehen. Also, das Gespräch mit der Freundin bei dem ich erzählte, dass ich nie so richtig ins Radfahren reingekommen bin. Zum ersten Mal mit 16 Jahren hinaufgestiegen und zittrig Runden gedreht habe und später noch einige Male, eher halb lustvoll. Spaß hats mir gemacht, am Bodensee Rad zu fahren und den See zu spüren und die Leichtigkeit der Fortbewegung. War schon ein Gefühl der Unabhängigkeit. Ein Fahrrad ist schon etwas Geniales. So wie eine Nähmaschine. Aber zurück zu meinem 17. Jahr und dem geliehenen Rad. Davor gab es auch keine (bei mir) sonstigen Fortbewegungs Geräte. Die familiäre wirtschaftliche Situation war nicht danach. So ließen meine Freundin Liesl P. und ich uns etwas einfallen. In der Nähe gab es ein Fahrrad und Roller Geschäft. Wir fanden heraus, dass man dort Kinder Tretroller, die mit den dicken aufgeblasenen hellen Reifen, ausleihen konnte. 1 Stunde für, weiß ich nicht mehr. Aber da eine Stunde Leihgebühr zu viel für uns war, teilten wir den Betrag. So fuhren wir die Ruckergasse hinunter bis zur Pohlgasse und die weiter bis zur Singrienergasse. Und immer abwechselnd. Eine wartete, bis die andere kam und dann tauschten wir. Ich kann mich an keinen Streit erinnern, aber könnte schon ein Drängeln dabei gewesen zu sein. Aber wir waren halt eine Notkooperation. Irgendwann, vielleicht wetterbedingt oder pupertätsbedingt, war das Tretrollerfahrens dann nicht mehr aktuell. Und im 14. Lebensjahr trennten sich  dann überhaupt unsere Freundschafts Wege.

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Hermine Brzobohaty-Theuer | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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