Mittelmeer 28.8.2015 Menschen auf der Flucht

Radio: "200 Menschen durch kenterndes Schiff ertrunken. Täglich versuchen hunderte Menschen nach Europa zu kommen." Kein Foto. Wir kennen die Bilder.

Österreich 27.8.2015 Menschen auf der Flucht

Unfassbar, unbeschreibbar. Tote im Lastwagen am Parkplatz im Burgenland. Können 20 aber auch 50 Menschen sein. Wahrscheinlich im Kühlwagen erstickt.

Znoymo 25.8.2015 und die Hl. Agathe

Schön länger will ich wieder nach Znoymo fahren. War vor 2 Jahren mit Syna dort und habe noch einen vagen Eindruck. Im Südmärischen Museum hatte ich einen wunderbaren Ausstellungskatalog in Tschechisch, Englisch und glücklich auch in Deutsch, über Funde aus der Region und aus dem Neolithikums gefunden. Auf der Titelseite den bedeutenden Fund der Statuette der Frau aus Hluboké Masuvky.
Ich parke in der Nähe des Zentrums und mach mich auf zum Museum. Komme am Mendel-Institut vorbei. Am Zaun interessante Plakate und Erläuterungen über seine Vererbungslehre.

Im Museum Verständigung auf Tschechisch und bisschen Englisch. Bekomme einen Plan des ganzen Komplexes, in dem wie sich später herausstellt, nur in 2 Räumen ausgestellt wird.
Es wird noch immer, oder wieder, renoviert. In einem Raum gibt es Waffen, besondere Schwerter (wäre etwas für Syna) und im anderen Raum Steine-Kristalle. Im Waffenraum entdecke ich einige Doppeläxte aus Persien. Das finde ich dann schon wieder etwas interessanter.
Irgendwie ist das Ganze anstrengend. Später denke ich, dass ich immer wieder zwischen den Zeiten bin - wechsle. Auf meiner Suche nach dem Neolithikum und im Gang durch die Stadt, gerate ich immer wieder in verschiedene Zeitzohnen.
Am Platz gehe ich in ein Selbstbedienugslokal, in ein "Bufet", dass mich an das ehemalige Quisisana auf der Mariahilfer Straße erinnert. Da bin ich in den 50er Jahren angelangt. Wieder bin ich hier auf den guten Willen der Menschen angewiesen mich verstehen zu wollen. Bekomme dann einen Schweinsbraten, Kraut und Knödel auf meinen Teller. Immer wieder bin ich beim Umrechnen verwirrt. 72,- Kronen sind doch 1,8 Euro? Oder?


Znoymo liegt an einer Klippe über dem Dyje/Thayatal. Dort haben sich  die Herrschenden eine Burg und einen Zitadelle erbaut. In den ehemaligen Stallungen wurden über 100 Jahre, bis 2009, Bier gebraut. Es ist ein interessanter Bau in schöner Lage. Irgendetwas soll hier geschehen. Eigentumswohnungen? Weit und breit keine Steinzeit Exponate. Später beim Recherchieren über Znoymo lese ich über die deutsch-tschechische Aufteilung Anfang des 20 Jhdt., über das angeregte Vereinsleben, der Zerstörung der Synagoge. Der Zeit nach 1945 und der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung wird in Wikipedia einiger Raum gegeben.

 

Gehe noch ins Haus der Kunst, das in einem schönen Renaissancehaus auf einem Renaissanceplatz liegt. Hier ist eine Ausstellung von tschechischen und österreichischen Künstlerinnen. Lizzy Mayerl ist eine von ihnen. Mir gefällt die Ausstellung ausnehmend gut. Lizzy Mayerl ist eine Stoffkünstlerin und ihre 3 Bilder haben mit Textilien und Bangladesch zu tun. Es wirkt auf mich, als würde sie die grausamen Arbeitsbedingungen dabei bedenken. Die Bilder sind aus T-Shirt Stoff gemacht in Schwarz, Rot und Pink.  Durch die Begleitung der jungen Praktikantin durch die Ausstellung und ihrer Kontrolle kann ich nicht fotografieren.

 Dann hat mich im oberen Stock noch etwas ziemlich umgehauen. In der Barockausstellung ist ein Bild von der Hl. Agathe. Sie trägt einen Teller vor sich, auf dem ihre abgeschnittenen Brüste liegen. Obwohl mich das Thema Brust Gesundheit schon lange beschäftigt, auch in Zusammenhang mit den Rituellen Körperhaltungen ist mir die Agathe noch nicht begegnet. Beim Recherchieren finde ich dann noch viele andere Folterbilder von der Hl. Agathe. Seit hunderten Jahren ist Sie ein Thema. Das alles, diese Märthyrerinnengeschichte, klingt so offensichtlich patriarchal. Der Legende nach lebte Agathe im 300 Jhdt. als Christin in Catania/Sizilien und verweigerte sich dem sizilianischen Statthalter, der heidnisch war (eh klar). Darauf hin wurde sie zu Aphrodisia !!! in ein Bordell gesteckt um zur Unzucht anzuhalten zu werden. Dann wieder gefangen genommen und gefoltert, in dem ihr die Brüste abgezwickt wurden. Daraufhin brach der Äther aus und der Lavastrom konnte durch einen Schleier Agathes angehalten werden. Mich interessiert die Geschichte dahinter. Ich finde heraus, dass Agathe auch mit Innanah assoziiert wird, die, mit ihren milchspendenden Brüsten, die Schöne. Mir kommt es vor, als wäre ich auf ein Gleichnis gestoßen in dem die Patriachalisierung so offen liegt wie kaum. Ein Sinnbild, wie die unermessliche Kraft von Frauen, die der Schöpferinnen und Nährerinnen, gebrochen, unterdrückt, beschämt wird und dann gnadenhalber wieder aufgerichtet wird. Immer in der Patronanz vom Gnadengeber. Das ist erst der Anfang meiner Auseinandersetzung.

Unterkategorien

Hermine Brzobohaty-Theuer | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Adresse: 1030 Wien, Stanislausgasse 4/9 | Tel.: +43 676 47 49 112

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.